Wir sind keine reiche Stadt - RP
„Wir sind keine reiche Stadt“ (RP)
Die Liberalen sind seit 1999 kleiner Partner in der bürgerlichen Koalition mit der CDU. Fraktions-Chef Manfred Neuenhaus hält den Erhalt der Schuldenfreiheit für oberstes Ziel der Politik. Wachsende Pendlerströme will er gemeinsam mit den Nachbarn in den Griff bekommen.Eon verkündet den Abbau tausender Arbeitsplätze, an der Börse sind in den vergangenen Tagen Milliarden Euro verbrannt worden - für Manfred Neuenhaus, Fraktionschef der FDP im Rathaus, sind das zwei Beispiele dafür, wie schnell sich eine an sich gute Lage ins Negative drehen kann. Das, so der Liberale, gilt auch für die Schuldenfreiheit dieser Stadt. Sie zu erhalten müsse oberstes Ziel der Politik sein, aber dies zu erreichen, ist nach seiner Einschätzung keinesfalls leicht und schon gar nicht eine Art Automatismus.
Er hat den Eindruck, dass dies jedoch von vielen inzwischen vergessen worden ist, es also an Bewusstsein mangelt, diesen Zustand weiter zu schützen. Neuenhaus: „Wir sind keine reiche Stadt, sondern wir machen nur seit Jahren eine gute und nachhaltige Wirtschaftspolitik.“ Wenn das nicht weiterlaufe, dann könne sich die Lage sehr schnell ändern.
Dafür hat er Beispiele aus anderen Städten, die vor wenigen Jahren noch gut dastanden und plötzlich trotzdem klamm sind. Teil einer solchen Politik ist es beispielsweise, dass hier ansässige Unternehmer sich auf die nicht steigende, sondern mehrfach gesenkte Gewerbesteuer verlassen können. Neuenhaus: „Keine Firma muss bei uns fürchten, dass unkalkulierbare Kosten auf sie zukommen, und sie irgendwann für Probleme zahlen muss, für die sie keine Verantwortung trägt.“
Jedenfalls hält der FDP-Vordenker es nach wie vor für unverzichtbar, weiter an der Attraktivität der Stadt zu arbeiten. Und das meint er keineswegs nur optisch: eine herausragende Oper, die besten Schulen, Kita-Plätze, intakte Infrastruktur - nur so locke man Fachkräfte an. Die werden übrigens sechs Monate nach ihrem Umzug in die Landeshauptstadt nach ihrer Einschätzung befragt und äußern sich mehrheitliche sehr positiv über die „kleine rheinische Metropole“.
Den Zuwachs sieht der Liberale aber nicht nur positiv, sondern weiß auch um die Probleme, die ein solches Wachstum schafft. Dass Düsseldorf für deren Lösung die Nachbarn braucht, ist inzwischen unstrittig in allen Ratsfraktionen. Neuenhaus sieht daher die Zukunft in einem Ausbau des Stadtbahn-Netzes bis zu den Nachbarn. K-Bahn (nach Krefeld) und D-Bahn (nach Duisburg) zeigten die Vorteile solcher Verbindungen.
Sie auszubauen, den Menschen gute Alternativen zum Auto anzubieten, darin liege die Zukunft. Der Hintergedanke: Wer nicht mehr ausschließlich per Pkw (mit Stau und hohen Spritkosten) in die Stadt pendeln müsse, sondern gut und gern per Bahn fahre, der verzichte vielleicht auf einen Umzug in die Großstadt und bleibe dort wohnen, wo er heute lebt. Oder er zieht nicht nach Düsseldorf, sondern zu einem der (preiswerteren) Nachbarn, weil er auch von dort schnell in die Stadt kommt.
Von den Nachbarn erhofft sich Neuenhaus Unterstützung - denn die könnten kein Interesse daran haben, zugunsten der Landeshauptstadt Einwohner zu verlieren. Für den Herbst plant man daher eine Nachbarschaftskonferenz zu diesen Themen.
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Text: Hans Onkelbach, Foto: Thomas Bußkamp